In den letzten 40 Jahren hat sich die Anzahl Schweizer Bauernbetriebe mehr als halbiert und es ist kein Ende dieser Entwicklung in Sicht: auch im letzten Jahr haben ein Prozent aller Bauernbetriebe in der Schweiz ihre Tore für immer geschlossen. In den nächsten 15 Jahren wird zudem die Hälfte aller Betriebsleitenden das Pensionsalter erreichen und den Betrieb übergeben müssen. Mit der Petition «Jeder Hof zählt – Jetzt das Hofsterben stoppen» will die Kleinbauern-Vereinigung auf diese Problematik aufmerksam machen. Wir fordern den Bundesrat auf, das Hofsterben endlich auf die politische Agenda zu setzen und Massnahmen dagegen zu ergreifen.

Was innerfamiliär funktioniert, nämlich eine Hofübergabe, die sowohl die Altersvorsorge der abgebenden Generation sichert als auch einen existenzsichernden Weiterbetrieb des Hofes ermöglicht, soll auch ausserhalb der Familie ermöglicht werden. Junge Landwirtinnen und Landwirte ohne Möglichkeiten in der Familie einen Hof zu übernehmen, sollen ihren Platz in der Schweizer Landwirtschaft erhalten. Dabei sollen auch gemeinschaftliche Bewirtschaftungsformen, die nicht dem traditionellen Bild des Familienbetriebs entsprechen, gefördert werden. Es ist aber entscheidend, dass das Bodenrecht den Landkauf für Aktiengesellschaften und grosse Konzerne weiterhin nicht zulässt.

Die Kleinbauern-Vereinigung ist überzeugt, dass es auch in Zukunft viele Bäuerinnen und Bauern braucht. Nur so lässt sich die Vision einer vielfältigen, ressourcenschonenden Landwirtschaft umsetzen. Um die drängenden Herausforderungen wie die Klima- und Biodiversitätskrise anzupacken und eine sichere Versorgung zu gewährleisen, ist eine möglichst innovative und vielfältige Landwirtschaft zentral. Seit Jahrzehnten herrscht in der Schweiz jedoch das Prinzip «Wachse oder Weiche» vor. Diese Entwicklung bietet uns Bäuerinnen und Bauern keine Perspektive für die Zukunft. Denn von einer ressourcenintensiven und immer industrielleren Landwirtschaft profitieren nicht wir Landwirtinnen und Landwirte, sondern die zumeist grossen Konzerne der vor- und nachgelagerten Sektoren. Als Bauern reichen wir heute die Direktzahlungen und Erträge allzu oft an Vorleister, Verarbeiter und Handel weiter. Eine weitere negative Auswirkung dieser auf maximale Produktion ausgerichteten Landwirtschaft: Die berechtigte Sorge der Bürgerinnen und Bürger über die Klimakrise und die schwindende Biodiversität bekommen wir als wuchtige Kritik direkt zu spüren. Doch anstatt etwas daran zu ändern, nämlich die Landwirtschaft langfristig auszurichten und gleichzeitig die Konsumentinnen und Konsumenten in die Pflicht zu nehmen, stecken viele bäuerliche Verbände im Verteidigungsmodus fest.

Wir Bäuerinnen und Bauern bemühen uns täglich, wertvolle Lebensmittel zu produzieren und die natürlichen Grundlagen sowie das Klima zu schonen. Wir müssen aber noch besser und vor allem konsequenter werden dabei. Die Zeit dazu drängt. Deshalb brauchen wir eine Politik, die diesen Wandel vorantreibt und uns Bäuerinnen und Bauern auf diesem Weg unterstützt. Wer, wenn nicht die privilegierte Schweiz, könnte hier den Anfang machen und die Landwirtschaft in eine zukunftsgerichtete, nachhaltige Richtung verändern? Wenn wir der Klimakrise begegnen und den dramatischen Rückgang der Biodiversität aufhalten wollen, muss die Schweizer Landwirtschaft widerstandsfähiger und somit auch vielfältiger werden. Und es bedeutet, dass wir das Hofsterben endlich stoppen müssen. Denn nur mit Vielfalt sichern wir unsere Versorgung langfristig.