
Reduzierung des Fleischkonsums
Der übermässige Fleischkonsum ist unbestritten einer der Hauptmotoren der globalen Klimaerwärmung. In der Schweiz entstehen 13% der gesamten Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft. 85% dieser Emissionen sind auf die Nutztierhaltung zurückzuführen. 97% der in der Schweiz konsumierten tierischen Nahrungsmittel werden auch hier produziert. Die Reduzierung des Fleischkonsums ist folglich der stärkste Hebel, um die Treibhausgasemissionen der Lebensmittelproduktion nachhaltig zu senken.
Gemäss Klimastrategie Landwirtschaft sollen bis 2030 die Emissionen der Landwirtschaft um 22 Prozent und bis 2050 um ein Drittel gegenüber 1990 reduziert werden. Agroscope, die landwirtschaftliche Forschungsstelle des Bundes, hat in verschiedenen Studien aufgezeigt, dass produktionsseitige Massnahmen alleine ein zu geringes Reduktionspotenzial haben. Das Reduktionsziel kann nur durch eine gleichzeitige Umstellung der landwirtschaftlichen Produktion in Verbindung mit einer Ernährungsumstellung hin zu vermehrt pflanzlichen Nahrungsmitteln erreicht werden.
Dabei geht es nicht darum, ganz auf Fleisch und Milchprodukte zu verzichten. Zwei Drittel der Schweizer Landwirtschaftsfläche sind Grasland und können nur über die tierische Produktion genutzt werden. Für die aktuelle Fleischproduktion müssen aber jedes Jahr 1,3 Millionen Tonnen Futtermittel importiert werden. Das entspricht einem über 400km langen Güterzug. Und auf 40% der uns zur Verfügung stehenden Ackerflächen werden Futtermittel angebaut. Würden diese Flächen vermehrt für die Produktion von Nahrungsmitteln genutzt, könnten wir den Selbstversorgungsgrad der Schweiz massiv steigern.
Der übermässige Fleischkonsum ist auch aus gesundheitlicher Sicht bedenklich. Laut der nationalen Ernährungserhebung menuCH von 2014/15 essen wir dreimal mehr Fleisch und Fleischprodukte, als gemäss der Lebensmittelpyramide empfohlen wird. Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen einem übermässigen Fleischkonsum und vielen nicht übertragbaren Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Krankheiten. Diese verursachen neben grossem persönlichem Leid auch Gesundheitskosten von 50 Milliarden pro Jahr. Die Vermeidung solcher Krankheiten ist deshalb ein wichtiges Ziel der Gesundheitspolitik.
Mögliche Handlungsfelder für eine Reduzierung des Fleischkonsums sind:
Absatzförderung für Fleisch einstellen
Fast 60 Prozent des in der Schweiz benötigten Kraftfutters müssen importiert werden. Ein grosser Teil unserer Fleischproduktion kann deshalb nicht als standortangepasst und ressourceneffizient bezeichnet werden, wie es Artikel 104a der Bundesverfassung eigentlich vorsieht. Auch die Eidgenössische Finanzkontrolle EFK machte 2018 darauf aufmerksam, dass die Absatzförderung für Schweizer Fleisch den Ernährungszielen der Verfassung zuwiderläuft. Trotzdem hält der Bundesrat an der Absatzförderung für Schweizer Fleisch fest und unterstützt die Marketingkommunikation der Branchenorganisation Proviande mit einem jährlichen Betrag von 6 Millionen. Diese klima- und gesundheitsschädlichen Subvention soll der Bund den Verfassungszielen entsprechend für Klimamassnahmen und die Förderung der Biodiversität einsetzen.
Öffentliche Beschaffung
Der Bund, aber vor allem die Kantone und Gemeinden betreiben in ihren Verwaltungen, Betrieben, Schulen, Spitälern und in anderen öffentlichen Einrichtungen eine grosse Zahl an Kantinen, Mensen und Cafeterias. Der Bund soll mit einer nachhaltigen öffentlichen Beschaffung eine Vorbildrolle bei der Reduzierung des Fleischkonsums einnehmen. Er soll die Kantone und Gemeinden für das Ergreifen entsprechender Massnahmen gewinnen und sie auf diesem Weg unterstützen.
Förderung von Fleischersatzprodukten
Fleischersatzprodukte erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit. Eine vermehrte Herstellung dieser Produkte in der Schweiz stärkt den Produktionsstandort und der Anbau der pflanzlichen Proteinquellen eröffnet der Landwirtschaft neue Möglichkeiten in einem wachsenden Markt. Der Bund soll in seiner Information an die Bevölkerung und die Gastronomie vermehrt auf die gesundheitlichen und ökologischen Vorteile der pflanzlichen Alternativen zu Fleisch hinweisen. Er soll im Rahmen der KMU-Politik und der Innovationsförderung die Innovation und Entwicklung im Bereich der pflanzenbasierten Fleischersatzprodukte stärker berücksichtigen und deren Konsum mit Mitteln der landwirtschaftlichen Absatzförderung fördern.
Prävention im Rahmen der Ernährungsstrategie
Analog zu den Präventionsmassnahmen beim Zucker-, Fett- und Salzkonsum soll der Bund den Fleischkonsum als weiteren Präventionsschwerpunkt in die Ernährungsstrategie aufnehmen und die Bevölkerung mit einer Informationskampagne auf die gesundheitlichen Folgen eines übermässigen Fleischkonsums aufmerksam machen.
Anpassung des Angebots in der Gemeinschaftsgastronomie
Fast 40 Prozent der Lebensmittelausgaben werden für den Ausserhauskonsum ausgegeben. Im Rahmen der Initiative actionssanté soll der Bund mit den grossen Anbietern im Bereich der Gemeinschaftsgastronomie ein Übereinkommen zu einer freiwilligen Reduzierung des Fleischangebots treffen und die Schweizer Qualitätsstandards für eine gesundheitsfördernde Gemeinschaftsgastronomie entsprechend anpassen.